5. INSIST-Netzwerktagung

6./7. Oktober 2022

Weizenbaum-Insitut, Berlin

Call for Participation

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Wissenschaft und Technologie kommunizieren: Kontroversität,

Dialog und Partizipation

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Einreichung bis 15. Mai 2022

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Das INSIST-Netzwerk lädt in Kooperation mit dem Weizenbaum-Institut und der Humboldt-Universität zu Berlin ein zur Teilnahme an der

5. INSIST-Nachwuchstagung: Wissenschaft und Technologie kommunizieren. Kontroversität, Dialog und Partizipation.

Beiträge können bis zum 15. Mai 2022 eingereicht werden.

Wir freuen uns über die Teilnahme von allen interessierten Nachwuchswissenschaftler*innen, Studierenden und Praktiker*innen unabhängig von disziplinärer oder institutioneller Zugehörigkeit. Bei Special Requests wendet euch bitte direkt an das Tagungsteam. Die Teilnahme am Tagungsprogramm ist kostenlos.

Weitere Informationen zum Tagungsprozedere findet ihr am Ende des Beitrages.

Eine PDF des Call for Participation findet ihr hier.

Wissenschaft und Technologie kommunizieren: Kontroversität, Dialog und Partizipation

Der gesellschaftliche und technische Wandel stellt neue Anforderungen an die Wissenschaft. Sie soll sich sowohl öffnen und Partizipationsmöglichkeiten anbieten als auch engagiert sein und sich einmischen. Dies hat zu einer Intensivierung und Professionalisierung der Kommunikation von Hochschulen, Wissenschaftsorganisationen und individuellen Wissenschaftler*innen sowie zu neuen Formen der Kollaboration geführt. Diese Entwicklungen treffen aber nicht auf eine monolithisch institutionalisierte Wissenschaft: Auch internationale Technologie-Unternehmen, zivilgesellschaftlich aktive NGOs, philanthropische Stiftungen sowie Kulturinstitutionen wie Museen und Archive sind bemüht, die neue Stellung der Wissenschaft in der Gesellschaft mitzugestalten.

Durch den technologischen Wandel vervielfältigen sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts sowohl die individuellen als auch die kollektiven Risiken. An der gesellschaftlichen Verhandlung von Themen wie dem menschengemachten Klimawandel, der transformativen Digitalisierung und der partizipativen Gesundheitsforschung wird deutlich, dass Wissenschaftskommunikation über die verständliche Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse hinausgeht und die Kommunikation von Wissenschaft und die Kommunikation von Technologie kaum noch voneinander zu trennen sind. Moralisch-ethische Bedenken, emotionale Dispositionen sowie Gerechtigkeitsvorstellungen und politische Orientierung spielen mittlerweile eine ebenso wichtige Rolle wie nachweisbare Fakten, objektive Methoden und wissenschaftliche Rationalität.

Die Vervielfältigung der Themen, Formate und Akteur*innen der Wissenschafts- und Technologiekommunikation scheint mit einer Pluralisierung von epistemischer Autorität und Verantwortung einherzugehen. Diese Vielstimmigkeit, die sich vor allem in digitalen Räumen abspielt, lässt den Eindruck eines komplexen Deutungskampfes aufkommen, der nicht mehr allein mit dem sogenannten Defizit-Modell der Wissenschafts- und Technologiekommunikation darstellbar ist. Die hier sichtbar werdende Krise der Expertise geht also über ein Verständnisdefizit auf Seiten der Nicht-Expert*innen hinaus und verweist auf andere, komplexere Herausforderungen wie beispielsweise: Wie können wissenschaftliche Erkenntnisse konkret in polit-ökologisches Handeln übersetzt werden?

Wie gelingt es, naturwissenschaftliches und gesellschaftswissenschaftliches Wissen zusammenzubringen und in Entscheidungsfindungsprozesse einzubinden, zum Beispiel in einer unübersichtlichen Katastrophensituation wie einer Pandemie? Wie wird Expertise in der Wissenschafts- und Technologiekommunikation verhandelt, organisiert und dargestellt? Wie können Praxis und Theorie der Wissenschafts- und Technologiekommunikation wirkungsvoll und nachhaltig miteinander verbunden werden?

In diese von Vielstimmigkeit geprägte Konstellation mischt sich eine weitere Schwierigkeit: Wissenschafts- und Technologiekommunikation soll auf der einen Seite helfen, Vertrauen und Verständnis zu generieren; auf der anderen Seite wachsen allerdings Zweifel und Misstrauen gegenüber wissenschaftlichem Wissen und technologiebasierten Problemlösungsangeboten. Neben den eigentlichen inhaltlichen Problemen wird Wissenschafts- und Technologiekommunikation selbst zu etwas Kontroversem. Diese Entwicklung hat in der vergangenen Dekade zur Verringerung von Konsensfähigkeit, zur gesellschaftlichen Polarisierung und zur Popularisierung der institutionellen Misstrauensfrage gegenüber Politik und Wissenschaft beigetragen. Die Bewältigung dieser Herausforderungen übersteigt die Kompetenzen der Wissenschaft, zumindest in der Form, wie sie derzeit gesellschaftlich verstanden und wahrgenommen werden. Es ist also eine wichtige und dringende Aufgabe, jene von Kontroversität geprägten Akteur*innen, Arenen und Praktiken zu erfassen, ihre Materialität und Heterogenität zu beschreiben und auf Grundlage dessen Dialog und Partizipation in den Öffentlichkeiten der Wissenschafts- und Technologiekommunikation praktisch zu gestalten.

Die 5. INSIST-Tagung in Berlin möchte diese Strukturen und Dynamiken von Wissenschafts- und Technologiekommunikation reflektieren und lädt Nachwuchswissenschaftler*innen und Praktiker*innen dazu ein, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Wir fragen nach Beiträgen, die dieses Anliegen aus fachspezifischen, inter- oder transdisziplinären Perspektiven beleuchten. Beiträge theoretisch-konzeptioneller Art sind ebenso willkommen wie empirische Fallbeispiele und historische Betrachtungen. Die Beiträge können u.a. folgende Fragen in den Blick nehmen, sind aber nicht auf diese beschränkt.

Kontroversität und Diskussionskultur

  • Wie stellen sich Wissenschafts- und Technologiekommunikation und deren Kontroversität historisch dar? Welche Zäsuren und Parallelen gibt es zur momentanen Situation?
  • Welche Rolle spielen voneinander abweichende Vorstellungen darüber, was Wissenschaft und Technologie sind und leisten sollten?
  • Welchen Formen der Ethisierung von Wissenschaft und Technologie sind zu beobachten und welche Probleme verursachen diese in der Kommunikation?
  • Welche Strategien gibt es, Wissenschafts- und Technologiekontroversen zu öffnen bzw. zu schließen?

Dialog und Vielstimmigkeit

  • Wie stellt sich Wissenschafts- und Technologiekommunikation in spezifischen Wissenschafts- und Technologiefeldern dar?
  • Welche Modi und Orte sind spezifisch? Welche Positionen wollen GLAM-Institutionen (Galleries, Libraries, Archives, Museums) in dem Feld einnehmen?
  • Wie hängt die Kommunikation von Wissenschaft und Technologie mit der zunehmenden Skepsis ihnen gegenüber zusammen? Wo und wie äußern sich verschiedene Formen von Wissenschaftsskepsis und Wissenschaftsgläubigkeit bzw. Szientismus in der Kommunikation?
  • Wie werden Expertisehierarchien ausgehandelt und wie werden Gegenexpertisen in Stellung gebracht?
  • Welche Rolle spiel(t)en politische Instanzen und wirtschaftliche Interessen bei der Kommunikation von Wissenschaft und Technik? Wie nutz(t)en sie diese Kommunikationsfeld, um ihr Handeln zu rechtfertigen und zu ermöglichen? Wie stellen sie Glaubhaftigkeit her?

Partizipation und Teilhabe

  • Wie macht sich soziale Ungleichheit in der Kommunikation von Wissenschaft und Technologie bemerkbar? Wer soll angesprochen werden und wer wird ausgeschlossen? Wie wird hierdurch soziale Ungleichheit reproduziert? Welche Möglichkeiten gibt es, diese Ungleichheit zu überwinden und Partizipation zu ermöglichen?
  • Welche Rolle spielen Identitäten und Kulturen in der Praxis der Wissenschafts- und Technologiekommunikation? Wie werden sie durch sie gestaltet, ausgedrückt und verhandelt?
  • (Wie) können Partizipation an Wissenschafts- und Technologiekommunikation und die Partizipation an Wissenschafts- und Technologiegestaltung zusammen gedacht werden?
  • Welche institutionelle und professionelle Rolle kann bzw. sollte die Wissenschafts- und Technikforschung und STS gegenüber der Praxis von Wissenschafts- und Technologiekommunikation einnehmen?

Hinweise zur Einreichung

Neben klassischen Beitragsformaten wie (20-minütigen) Vorträgen oder Postern freuen wir uns auch über künstlerische Einreichungen oder formal freiere Beiträge, wie z.B. Workshops und Diskussionsrunden. Willkommen sind konzeptionelle, empirische sowie methodologische Beiträge, die sich mit Wissenschafts- und Technikforschung sowie mit der Forschung über Wissenschafts- und Technologiekommunikation befassen; Gesellschafts- und Geisteswissenschaften sind hier genauso gemeint wie Ingenieur- und Naturwissenschaften und transdisziplinäre Perspektiven.

Bitte sendet eure Abstracts von max. 2.000 Zeichen und max. 5 Keywords bis einschließlich 15. Mai 2022 im PDF-Format an: tagung2022@insist-network.com. Die Tagung wird zum größten Teil in deutscher Sprache stattfinden; auf Wunsch können englische Vorträge eingereicht werden. Zu- bzw. Absagen erhaltet ihr bis zum 31. Mai 2022.

Wir planen die Tagung in Berlin als Präsenzveranstaltung. Nichtsdestotrotz müssen wir es uns vorbehalten, die Tagung in ein Online-Format umzuwandeln. Wir bemühen uns, alle Beteiligten stets zeitnah über die aktuelle Planungslage zu informieren, und bitten um Verständnis für etwaige Änderungen.

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